Teamentwicklung in der Klasse
„Warum und Wozu auch noch ein Teamtraining? Dann fällt ja wieder Unterricht aus und mein Kind verpasst Lernstoff? Wie soll es dann lesen, schreiben und rechnen lernen, wenn in der Schule so viel Unwesentliches drum herum veranstaltet wird? Konzentriert euch doch lieber auf den Unterricht!“ So oder so ähnlich reagieren mitunter besorgte Eltern, manchmal auch Lehrkräfte.
Meine Antworten darauf:
- Lernen ist ein individueller Prozess, der gelingt, wenn wir uns sicher, verbunden und autonom erleben. Das ist z.B. dann gelungen, wenn ein Kind sagt, es fühle sich in der Klasse wohl, es gerne dorthin geht und am Geschehen motiviert teilnimmt.
Das Training kann dazu beitragen:
- die eigene Autonomie zu entwickeln und gleichzeitig mit den anderen in der Klasse verbunden zu bleiben
- zu erleben, einen wertvollen Platz in der Klasse einnehmen zu können
- sich als Teil einer Gemeinschaft und als Individuum erleben zu dürfen
- etwas noch nicht zu können, darf niemals mit dem Gefühl von Scham verbunden sein
- Wichtige „Lernziele“, die durch den Erziehungs- und Bildungsauftrag eingefordert werden, sind gerade auch der überfachliche Kompetenzerwerb, der unabdingbar ist für die Entwicklung eines Kindes in einer Gesellschaft bzw. als soziales Wesen in einer sozialen Gemeinschaft.
Ziele des Teamtrainings
Entwicklung einer Klassenidentität – Die Klasse gewinnt über gemeinsames Handeln, Erleben, Reflektieren ein stärkeres WIR-Gefühl.
Verbundenheit – Der/die einzelne erlebt sich als Teil einer Gemeinschaft: Ich gehöre dazu – ich habe hier meinen Platz – ich möchte und ich kann ein Teil dieser Klasse sein-
Sicherheit – Die Kinder erwerben Orientierung für gemeinschaftliches Handeln anhand von Regeln, Werte und Normen werden besprochen, erlebt und gelebt
Autonomie – Die Kinder erleben Selbstwirksamkeit und Selbstermächtigung, da sie alle zum Gelingen des Trainings beitragen (ich werde gebraucht, ich kann etwas Wichtiges beitragen, ich bin wichtig…)
Darüber hinaus werden weitere relevante soziale Kompetenzen unterstützt und eingeübt
- TEAMFÄHIGKEIT
- KOOPERATION und KOLLABORATION
- EMPATHIEFÄHIGKEIT UND RÜCKSICHTNAHME
- VERANTWORTUNGSÜBERNAHME
- SELBSTKONTROLLE UND IMPULSKONTROLLE
Mögliche Inhalte
Menschen lernen bzw. verändern Verhalten durch emotionale Erschütterung und die Erfahrung der eigenen Stärken. Daher steht das persönliche und gemeinsame Erleben, der Austausch über die Emotionen und Bedürfnisse aller Beteiligten im Mittelpunkt.
Vor allem aber soll das mit Freude und Spaß geschehen. Herausforderung, Spannung und Mut gehören genauso dazu.
Je nach Alter der Kinder bzw. je nach Themen, die für die Klasse hilfreich sein können, werden aus den unterschiedlichen Bereichen Schwerpunkte ausgewählt oder vertieft bearbeitet.
Zentrale Elemente sind Kooperationsspiele auf unterschiedlichen Niveaus und vertrauensbildende Maßnahmen, die herausfordern und an Grenzen führen können. Die Gruppe bekommt Aufgaben gestellt, die nur im Team lösbar sind. Hierbei erfahren die Beteiligten sich und die anderen in lustigen, stressigen, anstrengenden Situationen, im Gelingen und Scheitern. Sie erleben sich in unterschiedlichen Rollen, mit unterschiedlichen Stärken und Kompetenzen und spüren die Wirkung des eigenen Verhaltens direkt.
Es ist möglich, die Spiel-Erfahrungen direkt auf den Alltag in einer Klasse zu übertragen.
Bei jüngeren Kindern stehen mehr das gemeinschaftliche Erleben, die Freude am Erreichen eines gemeinsamen Ziels und die Auswirkungen des eigenen Verhaltens im Vordergrund.
Je älter die Kinder sind, desto mehr sind sie auch in der Lage Zusammenhänge zu erkennen und ihr Verhalten, ihre Emotionen zu reflektieren und in das Gesamtsystem einzuordnen. Sie erkennen systemische Wechselwirkungen und erleben das Zurückstellen eigener Bedürfnisse. Daher sind im Trainingskonzept auch Simulationen, Austauschrunden und Klärungen vorgesehen, in denen Vereinbarungen zum Umgang miteinander aushandelt werden können.
Aufgrund dieser Inhalte und Methoden werden
- Offenheit und Vertrauen zueinander geschaffen
- Der Respekt im Umgang miteinander verbessert
- Gefühle und Bedürfnisse wahrgenommen und ausgedrückt
- Ehrlichkeit und Mutig-Sein erfahren
- Wertschätzung erlebt
Ablauf des Trainings
- Vorgespräch mit den Lehrkräften
Wozu soll das Training dienen?
Was soll danach anders sein?
Wie ist die Klasse zusammengesetzt?
Wo liegen Achtungspunkte?
- Information der Eltern
- Sinn, Bedeutung und Mehrwert des Trainings
- Ablauf des Trainings
- Mögliche Unterstützung durch die Eltern
- Elternbrief (s.u)
- Vereinbarungsvertrag mit den Schülerinnen und Schülern / Brief an die Kinder (s.u.)
- Trainingseinheit 1 – Abschluss oder Zwischengespräch mit den Lehrkräften – evtl. Trainingseinheit 2 nach ca. 6 Wochen (ca. 4 Stunden)
- Abschlussreflexion mit den Lehrkräften
Weitere Trainingseinheiten nach Bedarf im Block oder in einzelnen kurzen Bausteinen möglich.
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