




Nimm dir kurz Zeit….
Wann hast du das letzte Mal etwas Neues gelernt? Wann genau? Was ganz konkret? An welchem Ort? Warum hast du das gelernt? Wozu ganz genau? Was hat dich dazu bewegt/bewogen, das zu lernen? Ging es „automatisch“ oder musstest du dich „zwingen?“ Welche Gefühle begleiteten dich beim Lernen?
Macht es für dich einen Unterschied von erfolgreichem oder gelungenem Lernen zu sprechen?
Was ist Lernen (dann) eigentlich? Tun wir es möglicherweise ständig – von klein auf und vielleicht oft ohne es zu bemerken? Oder ist das „beiläufige“ Lernen für dich nicht das Lernen, das dir bei den Fragen oben in den Sinn kam?
Ist schulisches Lernen anders als das Lernen im Beruf oder gar im privaten Alltag?
Wann hast du also das letzte Mal erfolgreich oder gelingend gelernt?
All diese Fragen sind nicht trivial, wenn wir uns mit dem Lernen beschäftigen. Je nach Perspektive (Schüler*in, Eltern, Lehrkraft), aus der wir auf das Lernen schauen, verändern sich möglicherweise unsere Bilder, Ansprüche, Meinungen und Einstellungen. Auf jeden Fall beeinflussen uns unsere Erfahrungen und Gefühle mit den je eigenen Lernerfahrungen.
Und was ist mit den (neuen) Lernerfahrungen während des Homeschoolings? Hierzu empfehle ich:
Hilbert Meyer: Didaktische Ansprüche an Homeschooling und Fernunterricht
…“Die Corona-Pandemie hat den Schulbetrieb in Deutschland gründlich durcheinander gewirbelt, aber auch die hohe Flexibilität dieser von manchen als unbelehrbar kritisierten Institution gezeigt. Insbesondere das Homeschooling ist von vielen Schulen überraschend schnell eingeführt worden. Es zwingt aber auch, die Qualitätskriterien für Unterricht neu zu durchdenken. Dabei dürfte die Mehrzahl der in den letzten 20 Jahren veröffentlichten Kriterienkataloge [z.B. von der Forschergruppe COACTIV (Kunter & Voss 2011), von Andreas Helmke (2012) oder auch von mir (Meyer 2004)] ihre Gültigkeit behalten. Die Beachtung mancher Kriterien dürfte trotz deutlich erschwerter Arbeitsbedingungen sogar noch wichtiger geworden sein, z.B. die Herstellung eines lernförderlichen Klimas, die Transparenz der Leistungserwartungen und der Anspruch, nicht nur triviale Übungsaufgaben, sondern auch anspruchsvolle offene Aufgaben mit einem hohen Niveau an Selbststeuerung und -kontrolle zu stellen“… mehr unter:
https://unterrichten.digital/2020/05/07/hilbert-meyer-homeschooling/
In Beratungen begegnen mir die unterschiedlichsten Erfahrungen:
Jugendliche finden das Lernen in der Schule langweilig oder mühsam, völlig spaßfrei und doch wohl auf jeden Fall unnötig. Was man da lernen muss, braucht doch kein Mensch mehr…. so oder so ähnlich höre ich es immer wieder. Aber sie erzählen von sehr komplexen und gelungenen, erfolgreichen Lernerlebnissen in Bezug auf für sie relevante, spannende, wichtige Themen (bestandene schriftliche Führerscheinprüfung, eigener Youtube-Kanal, digitalisierte Videos…)
Eltern stöhnen darüber, dass sich das eigene Kind mit dem Lernen so schwer tut. Die Noten einfach nicht stimmen. Zu Hause ständig Streit und Stress… Aber man wisse ja selbst – aus eigener Erfahrung – dass man da durch müsse. Man braucht halt gute Noten und ein Grundwissen schadet auch nicht. Klar, da ist vieles, was einen selbst auch nicht interessieren würde – aber so ist Schule eben mal. Aber das Kind sitzt stundenlang am PC, spielt mit anderen, erstellt eigene Videos usw.
Lehrkräfte sind ratlos, weil viele Jugendliche sich scheinbar nicht mehr anstrengen, sich nicht durchbeißen können, kaum noch etwas hängen bleibt. Einige haben den Eindruck, dieser „Zustand“ habe sich in den letzten Jahren immer mehr zugespitzt. Und die Eltern machen auch noch Druck….
Noch interessanter ist, dass wir heute so viel über das Lehren und Lernen wissen, wie noch nie zuvor (obwohl Vieles gar nicht neu ist). Wir haben auch eine Ahnung davon (manche würden auch hier von Wissen sprechen), was unsere Kinder an anwendbarem Wissen und Kompetenzen brauchen, um in der Welt bestehen zu können.
Aber diese Diskussion möchte ich hier (noch) nicht aufgreifen. Dennoch nehme ich in Beratung, Coaching und in den Trainings Bezug auf neueste Entwicklungen und auf die persönlichen Lernerfahrungen.
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